LINE_UPRichard Fleissner Nestor Kovachev Constantin Luser
Ausstellungseröffnung: 21.9.2021, 16-20 Uhr
Ausstellungsdauer: 22.9.-14.10.2021
projektraumviktorbucher
a 1020 wien, praterstrasse 13/1/2
+43 676 5619880
projektraum@sil.at
Die Ausstellung LINE_UP vereint drei starke unterschiedliche
Positionen zum Thema „Zeichnung“, die zwischen Abstraktion, gegenständlich und
sg Raumzeichnungen angesiedelt sind.
Lediglich drei Positionen, da damit ein grösseres Arbeitsspektrum abgebildet
werden kann.
Richard
Fleissner (*1960 München)
Der Künstler appelliert an unser
visuelles Bewusstsein und bietet dem Leser ein „Ordnungssystem“ für die
jeweiligen imaginären visuellen Möglichkeiten an. Gleichzeitig gibt er dem
Rezipienten einen Einblick in seine eigene künstlerische Praxis. Im Moment des
Malens oder Zeichnens ordnen sich seine eigenen visuellen Erlebnisse, die
gleichermaßen von vorhandenen Bildwelten (Medien, Kunstgeschichte etc.)
ausgehen, wie auch von erdachten Vorstellungen. Fleissner nennt diesen Vorgang
„Einbilden“ — im Sinne von „Bild-werden-lassen“. Die Wucherungen von Figuren
und Gegenständen in seinen Zeichnungen streben manchmal nach einer gewissen
„Ordnung“, um im nächsten Moment weiter wuchern zu können. Nur die technischen
Grenzen wie bspw. die Blattgröße stoppen den manischen Vorgang. Diesen Grenzen
entzieht sich die Komposition oft durch extreme Formendichte, die ins Abstrakte
reicht und die Lesbarkeit auflöst. Somit führt uns Richard Fleissner an ein
grundsätzliches Dilemma heran: Wir streben nach Ordnungssystemen. denn wir
haben diesen Vorgang in unserem Bewusstsein gespeichert, vollführen aber im
Gegenzug einen ständigen „Befreiungskampf“.
Ausschnitt
des Ausstellungstextes zu Richard Fleissner „Einbildung“, Studio der Neuen Galerie
Graz, 2001
Nestor Kovachev (*1981 Veliko
Tarnovo/BG)
Das Konzept hinter der Serie der
Mond- und Marszeichnungen basiert
auf der Gegenüberstellung neuester, technologischer Errungenschaften der
Menschheitsgeschichte und der mystischen Überlieferungen einer unbekannten
Welt. Die Stille, Kargheit und Leere, der mit neuesten Technologien
untersuchten weiten Marslandschaft, wie auch die andauernde, jahrhundertelange
Faszination entfernter Planeten und Gesteinsformationen treffen in der
Ausstellung aufeinander. Für diese Zeichnungen verwendete der Künstler
Fragmente von Mond- und Marslandschaften, die vom Hubble-Weltraumteleskop und
dem
Perseverance Rover erstellt
wurden. Als einziger Himmelskörper, dessen Oberfläche von der Erde aus gesehen
werden kann, ist der Mond schnell zu einem Symbol für Nähe und Distanz geworden
- zu nah, um einfach ignoriert zu werden, aber zu weit entfernt, um vollständig
erfasst oder gar verstanden zu werden. Von den frühesten Zivilisationen an
haben Menschen auf der Erde gestanden und den Nachthimmel beobachtet, um den
von der Sonne beleuchteten Mond und andere Phänomene zu sehen. Wir haben den
Mond und die Planeten in unsere Mythologien und Gleichnisse eingewebt, ihnen
Symbolik anvertraut und darin nach einem Sinn gesucht. Diese Legenden wurden in
der Kindheit oft in Geschichten und Märchen erzählt und auf diese Weise wurzeln
sie in unserer Vorstellungskraft und folgen uns durch das Leben. Es gibt einen
Ort und ein Symbol für unsere Träume und Sehnsüchte, einen Ort für neues Leben
und wissenschaftliche Entdeckungen. Ein weiterer Ansatz für dieses Werk waren
die ersten fünf Radierungen von Galileo Galilei. In seinem Buch
Sidereus Nuncius von 1610 machte er
Zeichnungen vom Mond und seinen Kratern.
Constantin Luser (*1976 Graz)
… Luser beginnt als Zeichner, ich lerne
ihn kennen, als er mehrere Stifte zur Hand nimmt … gleichzeitig. Die
Zeichnungen, die seitdem entstehen, sind verstörend, nicht nur weil sie frei
fabulieren und ihre Motive aus Moment und Spontaneität nehmen. Jeder Strich hat
einen Partner, der seine Figuren nachbildet, jede Signatur einen Schatten, jede
Linie einen gleichlaufenden Begleiter … Die neue Werkgruppe von Constantin
Luser sind hängende Drahtgebilde. Es sind Hauchexistenzen, ohne innere Schwere
und Festigkeit, ausgestattet indes mit einer zarten Bewegungssensorik, die
imstande ist, Ströme von Thermik und atmosphärische Schwankungen zu
registrieren. Sie bestehen aus dünnen Messingleisten, die gelötet, gebogen oder
zu Geraden gezogen werden … Vielmehr sind es eigenwillige Formen, unbeständige
Luftkurven, die sich zu Kringel, Schlingen, Schlangen und glitzernden Knoten
auswachsen. Sie schweben im Raum, balancieren oder drehen sich, federleicht und
stumm. Von Raumzeichnungen ist immer wieder die Rede. Ja, natürlich haben diese
hängenden und pendelnden Objekte eine Ähnlichkeit zu den Mobiles von Alexander
Calder, doch Calder machte seine Formen bunt und primärfarbig, in grossen
Lappen, Flügel oder flachen Löffel …“ Thomas Trummer (Auszüge eines Textes,
der anlässlich der Eröffnung der Ausstellung Constantin Luser. Das Neueste wird das Älteste sein, Hofstätter
Projekte, Wien, 2015, vorgetragen wurde).
Constantin Luser "Q9", 2021. Messing, lackiert u. galvanisiert, 184 x 74 x37 cm
Constantin Luser "Jonas", 2018. Messing, lackiert, 115 x 44 x 30 cm
Constantin Luser "Q10", 2019. Messing, lackiert, 78 x 50 x 23 cm
Nestor Kovachev "G.G. Mondzeichnung", 2021. Graphit auf Papier, 16 x 29 cm (50 x 60 cm)
Nestor Kovachev "Mars I", 2020. Graphit auf Papier, 20 x 30 cm (50 x 65 cm)
Richard Fleissner "o.T.", 2021. Marker auf Papier, 42 x 59 cm
Nestor Kovachev "Mars II", 2021. Graphit auf Papier, 20 x 26 cm (50 x 60 cm)
Richard Fleissner "o.T.", 2021. Marker auf Papier, 42 x 29,5 cm